Myanmar?! Ja, ich war da! Ich habe mir lange Gedanken über die Sicherheitslage, die Unterstützung des Regimes etc gemacht und mich letztlich für eine Reise dorthin entschieden… Gut So!!! 15 Tage war ich dort und dachte vorher, dass ich diese in einem einzigen Bericht unterbekommen könnte. Weit gefehlt! Zwei werden es wohl mindestens werden! Ihr merkt schon, ich bin ein wenig begeistert. Und das mit Recht!
Fangen wir also mal ganz vorne an… Der Flug nach Myanmar –um genauer zu sein Yangon- war ganz einfach und kam pünktlich morgens an. Schnell mit dem Taxi ein Hotel in Downtown aufgesucht und ab in die Stadt. Der erste Eindruck war nicht wirklich berauschend. Viele Menschen, die Beetel kauten und umher spukten, kaputte Bürgersteige (ich rede hier von richtig tiefen Löchern in die Abwasserkanäle),… und die Uhr musste umgestellt werden. Ganz komische Sache: Wir waren auf einmal 5 ½ Stunden vor der deutschen Zeit! Das erste Mal in meinem Leben, dass ich die Uhr um eine halbe Stunde zurückstellen musste!!! Erstmal ankommen dachte ich mir und wollte als erstes Mal ein wenig lokale Währung organisieren. Die gibt es hier nicht am Geldautomaten, sondern auf dem Schwarzmarkt. Euros und Bankfrische Dollarnoten werden hier weit über dem offiziellen Kurs getauscht. Aber Vorsicht: Haben die Dollarnoten nur einen kleinen Knick, so werden sie oft nicht mehr akzeptiert!!! Je höher der zu wechselnde Betrag ist, desto besser der Kurs… Ich wurde ziemlich schnell auf der Straße angesprochen und sollte für 100 USD 84.000K bekommen… 200 USD hätten mir schon 174.000K eingebracht… Zudem die Warnung, dass die Kurse in Mandalay schlechter werden. Aber wer traut bei einer solchen Aussage schon den Asiaten??? Immerhin war man schon in Thailand und Vietnam unterwegs und hat die Nettigkeiten der Abzocke kennengelernt… Da ich in einem Supermarkt auch mit meinen Dollars zahlen konnte tauschte ich erstmal nicht… Ich dachte eh, dass ich die lokale Währung nur für Kleinigkeiten wie Essen benötigen würde. Dazu dann später mal mehr.
Jedenfalls setzte ich meine Erkundungstour zu Fuß fort und entdeckte schnell eine Art Vergnügungspark, in dem man die einzelnen Fahrgeschäfte wie auf einer Kirmes bezahlte… Die Fahrgeschäfte sahen ganz schön alt aus, bereiteten der jungen Bevölkerung aber eine Menge Spaß. Sogar eine Art Schwimmbad war für die ganz Kleinen vorhanden. Danach ging es weiter zur Shwedagon Pagode; für mich aber erstmal nur von Aussen, da ich dem Regime das Eintrittsgeld nur einmal zukommen lassen wollte (und das als abschließendes Hihglight am letzten Tag meines Aufenthalts). Lieber kümmerte ich mich darum die Stadt schon am nächsten Tag in Richtung Mandalay zu verlassen. Mein Reisemittel der Wahl: Die Eisenbahn! Der Zug fuhr bereits um 6:00 los (die anderen Züge gingen noch früher). Upper Class! Die Größe der Sitze und der Beinabstand konnten auch gerne mit einem deutschen ICE verglichen werden; das war es dann aber auch schon. Die Mechanik vieler Sitze war defekt, der Boden des Waggons bestand aus dreckigem Holz und eine Klimaanlage gab es nicht (und die vorhandenen Ventilatoren sahen so aus, als ob sie seit Jahren in den Ruhestand gegangen wären); richtig lustig wurde es als der Zug dann losfuhr; das Streckennetz und die ausgelaugten Stoßdämpfer passten einfach nicht zusammen und so ging es seicht von links nach rechts und von rechts nach links (hatte ich von oben nach unten und umgekehrt schon erwähnt??)… Gut, dass der Zug nicht schnell war, denn dann wäre er ganz schnell neben den Gleisen gewesen 😉 Mit jeder angefahrenen Station füllte sich auch die Upper Class immer mehr mit Einheimischen, welche den Gang zum stehen nutzten, oder die Armlehnen der Sitze als zusätzliche Sitzgelegenheit. Dazu kamen immer mehr Menschen durch den Zug gerannt, welche Verköstigungen jeglicher Art anboten. Eine unvergessliche Zugfahrt, wenn auch nicht die gemütlichste… Aber die Landschaft machte bereits Lust mehr von dem Land zu sehen…
Nach gemütlichen 16 Stunden kamen wir dann in Mandalay an, wo es dann mit Hilfe eines Rischka Fahrers (Fahrradtaxi) auf die Suche nach einem offenen, freien und günstigen Hotel ging… Um mal ein wenig den roten Faden loszuwerden anbei mal eine nette, kleine Information aus dem Lonley Planet; eine Fahrradrischka kann man für ca. 100 USD erwerben, oder die Fahrer mieten sie für 500K am Tag. Eine vierköpfige Familie kann ein Fahrer mit ca. 1000K am Tag durchbringen… Ideal wären zwar 4.000K am Tag, da dann Fleisch und eine insgesamt bessere Versorgung möglich wären, aber 1.000 K –ca 1 EUR- reichen!!! Da Mandalay direkt nicht besonders viel zu bieten haben sollte habe ich mir gleich ein Fahrrad für drei Tage geliehen um die nähere Umgebung unsicher zu machen und es hat sich voll gelohnt. Leicht ausserhalb von Mandalay waren viele kleine Dörfer, welche hauptsächlich von der Landwirtschaft lebten. Auf kleinen, schmalen Feldwegen ging es umher und überall wurde man neugierig aber mit größter Herzlichkeit begutachtet… Die Leute freuten sich scheinbar, dass sich jemand für ihr Leben interessiert, auch wenn eine Kommunikation unmöglich war… Überall sah man Ochsen und Wasserbüffel bei der Arbeit. Da fiel mir ein Trecker natürlich sofort ins Auge… Er war zwar nicht saatengrün, sondern rot, schien aber brandneu zu sein… Das ganze Dorf schien die Pflugarbeiten zu beobachten. Als ich dem Besitzer fragend die Kamera zuhielt um die Erlaubnis für ein Foto zu bekommen wurde dieser gleich einige Zentimeter größer und Stolz zeigte sich in seinen Augen. Er fuhr den Trecker sogar extra noch in eine wenig bessere Position und schickte ein paar Leute, welche zwischen Kamera und Trecker waren beiseite… Echt cool! Der Tag über die Dörfer hat echt Spaß gemacht und mir mal wieder bestätigt, dass das Rad das ideale Mittel ist um ein Land oder eine Region wirklich kennenzulernen. An einem Kloster habe ich dann noch ein richtig leckeres Wasser bekommen, welches erwiesener Maßen den IQ steigert und auch sonst ziemlich gesund ist… Leider hilft die einmalige Einnahme nichts beim IQ… Und soviel Wasser wollte mir man dann auch nicht geben (bzw ich wollte es auch nicht schleppen)… So bleibe ich also dumm wie vorher, bin aber um eine Erfahrung reicher 😉
Der zweite Tag führte mich zur U Bein Bridge, welche die längste Teakholzbrücke der Welt ist und schon ca 200 Jahre besteht. Die Brücke bietet vor allem zum Sonnenuntergang eine schöne Kulisse, wenn viele Mönche die Brücke überqueren. Aber auch tagsüber kann man mit Mönchen auf der Brücke in Kontakt kommen. Da ich mal wieder viel zu früh dort war entschloss ich mich die weitere Umgebung mit dem Rad zu erkunden. Kleine, sandige Wege führten mich an Sonnenblumenfeldern vorbei, durch kleine Dörfer, Schulgegenden, an einer großen Straßenbaustelle und einem etwas größeren Dorf, welches trotz allem noch sehr sehr einfach aussah… Hier waren viele Webereien (da die meisten Webmaschinen mechanisch waren, hörte man überall ein gleichmäßiges Klacken) untergebracht und damit verbunden Spinnereien, Färbereien,… Wenn man freundlich um die Ecke guckte wurde man immer herzlichst herein gewunken um sich die Arbeiten aus der Nähe angucken zu können. Nähere Erklärungen blieben wegen der fehlenden Englischkenntnisse zwar aus, aber es entstand ein ganz anderer Eindruck als bei vielen „Showwerkstätten“, welche die Touristen normalerweise besuchen. Den Rückweg musste ich mit dem Rad im Dunkeln absolvieren. Natürlich hatte ich meine Stirnlampe dabei. Da aber die meisten Rad- und Motoradfahrer auf Licht verzichten fiehl ich richtig auf und zog einige verdutzte Blicke auf mich, erntete so manches lächeln und hörte immer wieder ein „Hello!“… Letztlich schien es so, als ob das Licht nicht vor mir „warnt“ und die anderen Fahrzeuge auf Abstand hält, sondern die Verkehrsteilnehmer wie die Fliegen anzieht 😉 Am Stadtrand fand ich schnell einen Platz zum Essen, welcher frei von jeglichen Touristen war. Die Kinder der Restaurantbesitzer halfen beim bedienen und hatten an mir ihren besonderen Spaß. Die ganze Zeit wurde ich beim Essen beobachtet, angelächelt und auf sympathische Weise „ausgelacht“ (keine Ahnung was an meinen Essmethoden so lustig war)… War die Suppe alle, so wurde mir sofort nachgefüllt (3-Mal!!!; dann konnte ich sie frühzeitig stoppen). Genauso beim Beilagensalat. Eine echt lustige Situation, welche mich fast platzen ließ. So viel habe ich gegessen.
Den letzten Tag nutze ich um mir mein Bootsticket nach Bagan zu sichern und die Innenstadt noch ein wenig zu erkunden. Direkt neben dem Bahnhof ließen erwachsene Männer ihre selbstgebauten Papierdrachen steigen. Und in was für einer Anzahl! Direkt neben Stromleitungen, Bäumen etc. Klar, dass hier so manches Exemplar hängen blieb und die nächste Zeit auch dort bleiben würde. Ein echt schönes und beruhigendes Bild, diese Drachenflieger!
Auf dem lokalen Markt erstand ich mir zum Abschluss nach einen traditionellen Männerrock, welcher hier von allen getragen wird… 3 USD musste ich zahlen 😉
Ach ja: Beim Thema USD… Der nette Geldwechsler in Yangon hatte recht! In Mandalay war der Kurs bei weitem schlechter! 1.Angebot lag bei 780K pro USD… Ich habe dann letztlich 100 USD zu 820 K getauscht, da ich dachte, dass die großen Beträge wie Hotel, Ausflüge und Transport eh in USD gezahlt werden… Dabei hatte ich immer nur die Sorge, dass meine USD Knicke bekommen könnten und somit (in Myanmar) wertlos… Reisechecks und Kreditkarten sind zwar mittlerweile (sehr vereinzelt und mit ewig großem Suchen) einsetzbar, dass aufgrund der hohen Kommission von 10% bis 20% aber auch nur theoretisch…
Auf dem Boot nach Bagan lernte ich bei der Sitzplatzsuche Sascha und Ben kennen, welche wiederum Barbara kannten. Schnell saßen wir zu viert zusammen, genossen die atemberaubende Scenerie des Ufers und verstanden uns gleich auf Anhieb… Da die drei, im Gegensatz zu mir, schon ein Guesthouse vorgebucht hatten, bot Barbara mir an das Zimmer mit ihr zu teilen. Super! So hatten wir dann schnell eine vierer Reisegruppe gebildet. Unsere gemeinsamen Erlebnisse werde ich dann in einem weiteren Bericht zusammenfassen… Und der wird nicht so kurz werden wie dieser hier 😉 Ihr merkt; Myanmar hat mir gefallen!!!
PS: Die ersten Fotos sind mal wieder auf Picasa zu finden… Grüße!!!
Elisabeth
Februar 5th, 2011 um 16:01 Uhr