Kambodscha war gigantisch! Soviel mal vorweg, bevor ich noch kurz über unseren Weg nach Kambodscha berichte, der nämlich nicht als gigantisch bezeichnet werden kann.

Hatten wir uns auf Phu Quoc doch so gefreut, dass es unerwarteter Weise einen direkten Weg nach Phnom Penh gab, schlug dies ziemlich schnell in ein nicht enden wollendes Kopfschütteln um. Begonnen hat dies schon beim Pickup, welcher (aus unserer Sicht viel zu früh) um 7 Uhr vereinbart war. Noch vor 6:30 wurden wir jedoch aus unseren Betten geklopft! Die Mopedfahrer wollten uns früher wegbringen… Super! Gute 1 ½ Stunden zu früh an der Fähre! Die Sitzbänke waren jeweils für 3 Personen, welche aber nur im größten Quetschmodus darauf „passten“. Beim Traveloffice mussten wir dann unsere Pässe abgeben. Eigentlich sollten wir hier das Visum bekommen… Denkste! Mit 2 stündiger Verspätung kam dann unser Bus um uns aufzunehmen und brachte uns zunächst bis zur 5 Minuten entfernten Grenze, wo wir erstmal die Visaanträge ausfüllen mussten, uns in die Schlangen stellen durften und unsere Visas selbst „beantragen“ mussten. Soviel zum Visaservice der Travelagentur. Und: Hätten die die Formulare nicht schon im Office haben können? Hätte viel Zeit gespart! Oder noch besser: Hätte man uns nicht mit einem Minibus zur nahen Grenze bringen können, wo wir die Visa erledigt hätten und dann in den verspäteten Bus einsteigen können??! Zu guter letzt (wir durften an der Grenze auch gleich mal in einen Kleinbus einsteigen) hatte unser Fahrer in Phnom Penh schon 3 Stunden Verspätung (dafür ein wenig extra Money mit weiteren Fahrgästen verdient) und hatte dann keine Ahnung, wo unser Absetzpunkt vereinbart war!!! Erst ging es ein paar Male links und rechts durch die kleineren Straßen, bevor wir dann bei zwei Tuk Tuks rausgelassen wurden. Einziger Kommentar: „Es wurde sich verfahren, der Fahrer hat keine Orientierung mehr und die Tuk Tuks bringen euch zu eurem Hostel…“ Hörte sich ja erstmal so an, als ob das wenigstens schon bezahlt wäre… War es aber nicht!!! Wir waren auf 180, leider aber total machtlos, da sich der Fahrer mal eben schnell aus dem Staub gemacht hatte!!! ABZOCKE hoch drei! Beim Hostel durften wir dann erfahren, dass die leider die einzige Company ist, welche Fahrten von Phu Quoc nach Phnom Penh anbietet, dass Probleme hier aber eher die Regel bilden!

Genug gemeckert und geschimpft. Jetzt kommt der schöne Teil! Als erstes viel in Phnom Penh auf, dass der Verkehr sehr viel ruhiger war als in den anderen Großstädten, welche wir/ ich vorher gesehen hatten. Die Fahrzeuge welche aber herumfuhren Autos waren. Meist sogar die dicken SUVs. Dabei ist Kambodscha eins der ärmsten Länder! Aber mitten im Aufbruch. In der Stadt wurde und wird mächtig gebaut. Immerhin war die Stadt in der letzten Generation ja noch fast eine Geisterstadt. Dies macht sich auch bei einem Stadtrundgang bemerkbar (welcher dank des Schachbrettartigen Straßenmusters mit nummerierten Straßen schon easy zu nennen ist; leider fehlen dann und wann mal Straßenschilder, und Straßennummern werden auch schon mal übersprungen… daher trotzdem immer wieder mal aufpassen!). Auf einem solchen Spaziergang sieht man noch eine ganze Reihe verfallener und unbewohnter Häuser. Andere wurden schön renoviert, oder gar ganz neu errichtet. Im Stadtbild macht es sich schon bemerkbar, dass die Franzosen hier eine lange Zeit einen großen Einfluss genommen haben. Viele Balkone, Dachterrassen und Verzierungen an den Häusern verleihen der Stadt einen gewissen Charme. Im Stadtzentrum wird gerade der Zentralmarkt neu errichtet. Das Hauptgebäude steht schon und sieht sehr modern aus. Die fertig gestellten Teile werden auch schon genutzt und haben so einiges zu bieten. Insgesamt hat uns der Zentralmarkt wesentlich besser gefallen, als der sonst oft gelobt Russenmarkt im Süden der Stadt… Und wie immer in Asien wird auch hier das Feilschen groß geschrieben (solange man ein paar Sachen erwerben will.) Was auf beiden Märkten positiv zu vermerken ist, ist die Tatsache, dass man von den Verkäufern nicht so bedrängt (oder sogar festgehalten) wird. Direkt neben dem Zentralmarkt wurde ein großes Einkaufszentrum errichtet, welches in der 8. Etage ein Dachrestaurant hat, von dem man eine wahnsinnige Aussicht genießen kann und die Dimensionen dieser schnell wachsenden Stadt erahnen kann. Ein besuch auf ein Bierchen lohnt sich echt!

Das Größte Problem in Phnom Penh war für uns einen Fruchtshake ohne Durian zu bekommen. Durian übertöhnt den Geschmack schon sehr arg, und hat uns persönlich gar nicht geschmeckt. Zudem stinkt Durian so sehr, dass es in den meisten Hotels verboten ist! Jedenfalls verstanden uns die Verkäuferinnen oft nicht wirklich, wenn wir erklärten, dass wir „No Durian „ haben wollten. Meist gab es eine Portion extra (Durian wird hier als besonders gut empfunden) 😉

Trotz der „Sprachprobleme“ bei den Fruchtshakes dürfen wir aber festhalten, dass die durchschnittlichen Englischkenntnisse der Menschen in Kambodscha um einiges besser ist als in Vietnam. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch des Völkermordmuseums, welches direkt am Ort der Taten untergebracht ist und das Ganze somit noch eindrucksvoller macht. Wir reden hier übrigens von einer Schule, welche zum Gefängnis S21 umfunktioniert wurde. Erschreckend, erschütternd,…! Man hätte meinen (oder hoffen sollen), dass sich die Naziverbrechen innerhalb von über 30 Jahren auch bis hierhin herumgesprochen haben und eine weitere solche Tragödie verhindern sollten. Stattdessen wird hier wieder eingesperrt, gefoltert und getötet! Ein Besuch macht einen jedenfalls betroffen und man ruft sich die Verbrechen der Deutschen noch einmal vor Augen…

Phnom Penh als aufstrebende Stadt zu beobachten ist jedenfalls spannend. Und da es derzeitig noch nicht so busy wie Ha Noi, Saigon etc ist, kann man es hier auch länger aushalten als die 2 vollen Tage, welche wir dort verbracht haben.

Zweite und letzte Station in Kambodscha war Siem Reap. Gerne hätten wir noch eine Trekkingtour durch den Dschungel im Nordosten des Landes gemacht, aber hier sieht man, dass das Land sich am Anfang seines Aufbaus befindet. Die Infrastruktur ist noch nicht soweit ausgebaut, als dass man in angemessener Zeit eine solche Tour hätte durchführen können. Schade! Aber sprechen wir lieber von Dingen, welche wir gesehen und erlebt haben!

Siem Reap war bereits auf den ersten Blick sehr sehr touristisch. Eigentlich besteht die gesamte Stadt nur aus Hotels, Restaurants, Bars, Souvenirmärkten und Massagesalons… Wirklich! Es hat auch den Anschein, dass jeder Kambodschaner in Siem Reap unmittelbar, oder höchsten über eine Ecke vom Tourismus der Stadt lebt. Entsprechend schwer war es, dem ganzen Touristentrubel zu entgehen. Es gibt kaum Bezirke, in denen das Leben der Einheimischen stattfindet… Kleine Garrküchen sind eher eine Rarität… Der einzige Grund um aus unserer Sicht nach Siem Reap zu kommen ist Angkor. Nachdem ich mich ja regelmäßig schon ein wenig negativ über meine Besuche bei Tempeln und Palästen geäussert hatte, wird man sich bestimmt fragen, ob sich der Besuch für mich dann überhaupt gelohnt hat!?! Er hat! Die Tempelanlagen sind großteils Restauriert und werden auch weiterhin in „Schuss“ gebracht. Zudem sind sehr viele der „Carvings“ noch im Original vorhanden und noch sehr gut erkennbar. Somit sieht man wirklich, was diese Anlagen einmal dargestellt haben und noch immer darstellen. Verzierungen, Bildhauereien überall! Wirklich überall an den Gebäuden. Jede noch so kleine Ecke, jede Mauer… Jeder Quadratzentimeter verehrt die Götter oder erzählt eine Geschichte… Zu den Imposantesten Anlagen gehören definitiv Angkor Wat, Angkor Thom mit dem Bayon und Ta Prohm.

Angkor Wat kennt man von vielen Bildern. Und auch wir haben einige Bilder von den 5 Türmen geschossen. Umgeben ist die Anlage von einem schönen Park und weiteren Gebäuden. Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen und muss einfach auf die Bilder verweisen.

Angkor Thom ist eine größere Anlage, welche fünf Einganstore aufweist, welche das Khmer Gesicht aufzeigen… Der Zentrale Tempel der Anlage (Bayon) ist über und über mit diesen Gesichtern versehen. Manche sind auf den ersten Blick zu erkennen, andere erst auf dem zweiten. Jedenfalls mal wieder ein gefundenes Fressen für uns mit der Kamera.

Die letzte erwähnte Anlage (Ta Prohm) bekommt ihren besonderen Charme dadurch, dass sie nicht wie die anderen Anlagen vom Dschungel befreit wurde, sondern dem Dschungel teilweise überlassen wurde. So umschlingen die Wurzeln vieler Bäume die Mauern und Gebäude, wachsen auf, oder in den Gebäuden und bieten dadurch mal wieder sehr schöne Fotomotive, welche wir beiden (Enrico ist mittlerweile auch angefixt) reichlich genutzt haben. Dabei durften wir feststellen, dass die schwarz-weiß Aufnahmen eine weitaus höhere Anziehungskraft auf uns ausgeübt haben… Aber entscheidet selbst, da eine Masse an Bildern bei Picasa eingestellt werden wird!

Die einzigartigen Eindrücke, welche wir von Angkor gewonnen haben, lassen sich in keinem Bericht zusammenfassen. Insgesamt haben wir 2 ½ Tage in der Anlage verbracht, ohne dass uns auch nur ansatzweise Langweilig geworden wäre! Es stimmt, wenn viele Leute sagen, dass es viele Dinge auf dieser Welt zu bewundern gibt, und einige davon auf der Liste der Unesco aufgenommen sind. Aber wenn man nur einige Punkte dieser Liste „abarbeiten“ will, sollte man Angkor unbedingt mitnehmen!!!

Zu guter letzt noch schnell der Vermerk, dass wir noch Ve (von meiner Afrikatour), sowie (mal wieder) Lena und Irene getroffen haben… Wie klein die Welt doch ist… Jetzt stehen einige Kilometer vor uns, bevor wir uns nach Weihnachten mit weiteren, hoffentlich schönen Erlebnissen melden.