Wie in meinem letzten Bericht schon erwähnt habe ich auf dem Boot nach Bagan Ben, Sascha und Barbara kennenlernen dürfen. Und den Break der Berichte an dieser Stelle zu machen war genau richtig, auch wenn es bestimmt nicht in der Mitte geteilt war… Zusammen hatten wir jedenfalls eine super Zeit! Barbara und ich haben eine Gemeinschaft für ein Zweierzimmer gegründet und kamen so richtig gut miteinander aus…

Aber eigentlich wollte ich ja von Bagan erzählen, welches aus einer ganzen Ansammlung alter Tempel und Pagoden besteht, welche hauptsächlich errichtet wurden, um den Erbauern ein besseres Karma zu verschaffen. War man zu Lebzeiten also nicht artig, so versuchte man dies mit dem Bau eines Tempels oder einer Pagode (und wenn es nur eine ganz kleine war) auszugleichen. Die einzelnen Gebäude sind teilweise schon sehr beeindruckend. Richtig beeindruckend wird es aber dann, wenn man auf einigen Tempeln in die Höhe gehen kann und dann eine Übersicht über die Umgebung erhält! Wir hätten uns dieses Panorama stundenlang angucken können (bzw. haben dieses auch getan; leider waren die Ballonfahrten mal wieder vieeel zu teuer!). Höhepunkte waren natürlich der Sonnenuntergang und der Sonnenaufgang, für den wir uns extra früh aus den Betten gequält hatten. Am ersten Tag haben wir uns von zwei Pferdekutschen herumfahren lassen, was ewig entspannend war. Nur taten einem die Tiere, welche ihre beste Zeit schon weit hinter sich hatten, ein wenig leid. Den zweiten Tag haben wir mit den Rädern in Angriff genommen. Nicht immer leicht, da die Straßen meist aus Sand waren, der immer wieder tief wurde. Gut, dass Barbara sich während des Sonnenaufgangs mit ein paar einheimischen Jungs angefreundet hatte, welche uns im Folgenden durch die Anlage begleiteten, und uns auf die Sandlöcher aufmerksam machen konnten. An den Tempeln selber war es immer gleich… Ein paar Leute, welche einen herumführen wollten und als Gegenleistung ihren „Shop“ mit Souvenirs zeigen wollten. Ein kleines Trinkgeld für die meist interessanten Ausführungen wurde meist abgelehnt… Da tat es einem besonders weh, wenn man nichts kaufte… Tja: So mancher von uns vieren fragte sich dann auch immer mal wieder, was man gerade sinnloses erstanden hatte… Ich selbst kaufte mir zu meinem Männerrock noch ein passendes Leinenhemd, so dass ich ab sofort als Einheimischer durchgehen konnte 😉 Für die vielen Kinder an den Anlagen hatten wir zuvor eine große Tüte Bonbons und Bananen, sowie Kekse gekauft, welche selbstverständlich gut ankamen…

Am Mittag überkam es uns dann, dass uns die Tempel immer wieder bekannt vorkamen, obwohl wir zum ersten Mal dort waren… Ein sicheres Zeichen für uns die Besichtigungstour abzubrechen und den überragenden Eindruck, welchen wir gewonnen hatten, zu behalten. Daher organisierten „unsere“ Jungs einen Pickup, welcher uns alle zum Mount Popa brachte… Ein Kloster, welches auf einem Berg liegt und von Affen belagert wird. Wenn die Affen nicht gewesen wären, wäre die Aktion ein echter Reinfall gewesen… Und auch so war die Fahrt dorthin die eigentliche Attraktion. Die Jungs hatten zuvor für Ihr Guiding ein klein wenig Geld von uns erhalten… Auf dem Weg fuhren wir durch Gegenden, in denen es den Menschen noch wesentlich schlechter ging als unseren Jungs in den Tourismusgebieten… Und so ist es anscheinend „Tradition“, dass an der Straße Menschen stehen und auf vorbeifahrende Wagen warten. Diese schmeißen Lebensmittel oder kleine Geldscheine aus den Fahrzeugen… Schon ein komisches Bild… Menschen, welche nicht viel haben und selbst hart für ihr Leben arbeiten und „betteln“ müssen geben Leuten etwas davon ab, welche noch weniger besitzen. Wenn man es zu Ende denkt ist das schon beeindruckend!

Auf dem Rückweg sangen die Jungs (alle zwischen 10 und 14 Jahren) die ganze Zeit… Somit war waren die Fahrten definitiv der Höhepunkt des Ausflugs! Barbara hätte die Jungs am Liebsten alle mit nach Hause genommen 😉 Abends gab es dann wieder einen super Tomatensalat, welcher hier aus grünen Tomaten und mit Erdnüssen zubereitet wird (eine absolute Spezialität!) und einen Schoko-Bananen-Pancake…

Und so ging auch der zweite Tag in Bagan zu ende… Eigentlich sah mein Reiseplan einen dritten Tag mit dem Rad in Bagan vor; nachdem das Reisen mit den Dreien aber so viel Spaß gemacht hatte entschloss ich mich mit ihnen zusammen weiter nach Inle zu fahren. Die Busfahrt war echt abenteuerlich mit einem Local Bus… Was alles in und auf so einen Bus passt…! Nicht schlecht! Die Straßen waren mit Schlaglöchern überseht… Klimaanlage war Fehlanzeige… Offene Fenster gab es. Der Beinabstand war winzig, die Sitze unbequem… Trotzdem war es eine Erlebnisreiche Tour, auf welcher wir eine Mountainbiketruppe sahen, welche sich den ganzen Berg nach Kalaw hochquälte. Eine atembraubend schöne Landschaft! Aber eine ganz schöne Steigung welche sich ewig hinzog… Der Nürburgring ist nichts dagegen… Das nächste Mal muss ich ein wenig trainieren und dann auch mit dem Bike da hoch!!! Wir sind jedenfalls noch ein wenig weiter bis zum See… Nachdem unser gebuchtes Hostel uns gegen die Absprache doch keinen Pickup-Service stellte, fuhren wir mit dem Local-Pickupin die Stadt und fanden schnell ein richtig gemütliches Guesthouse mit einer schönen Gartenlandschaft. Nur die geschäftstüchtige Besitzerin trübte die gemütliche Stimmung ein wenig…

Wenigstens kamen wir so ohne großes Umtun an eine Bootstour auf dem Lake… Nicht zu touristisch war die Vorgabe, welche auch eingehalten wurde… Morgens ging es raus auf den See. Ganz schön kalt mit dem Zugwind. Doch das war alles ganz schnell vergessen, nachdem wir auf dem See angekommen waren und die ersten Dörfer, welche auf Stelzen in das Wasser oder auf kleinen Inseln gebaut waren gesehen haben… Ehrlich gesagt kann ich das Ganze gar nicht wirklich in Worte fassen. Es war einfach beeindruckend, schön, friedlich und erschreckend zugleich. Und die Fotos können es nur schlecht einfangen… Wir genossen jedenfalls jede Sekunde… Die Menschen, welche mit ihren Booten auf dem Wasser waren, sich im See badeten oder ihr Geschirr spülten. Das ganze Leben findet hier im, auf und an dem Wasser statt. Dabei verändert der See sein Gesicht ständig. Mit einer Tiefe von nur ca 3 Metern macht sich die Trockenzeit schon deutlich bemerkbar. In der Regenzeit ist der See in etwas 13,5 Meilen mal 7 Meilen groß. In der Trockenzeit wesentlich kleiner. Dazu kommen Probleme mit den Schlingpflanzen, welche wegen der vielen „Dünger“ (Waschmittel, Shampoo, richtiger Dünger) wuchern. Dazu hat die Abholzung der Teakhölzer (und die fehlende Aufforstung) in der Umgebung dazu geführt, dass die Erosionen immer weiter zunehmen und den See versanden lassen. Experten haben errechnet, dass es den See eventuell nur noch 50 Jahre geben wird.

Auf dem See gibt es sogar Gärten, in denen die Anwohner unter anderem Tomaten anbauen… So fuhren wir über den See, steuerten verschiedene Dörfer an und fuhren durch deren kleine Gassen. Natürlich ließ es sich nicht ganz umgehen, dass wir uns auch ein paar Werkstätten (Webereien, Zigarren Drehereihen, Silberschmieden etc) angucken sollten. Dies konnten wir aber auf ein Minimum begrenzen. Nachdem wir den Sonnenuntergang noch auf dem See genießen konnten rief der Hunger! Zum Abschluss des Abends unseren mittlerweile obligatorischen Bananen-Schoko-Pancake und ein genialer Tag war zu Ende.

Bagan und den Inle Lake zu vergleichen wäre an dieser Stelle gemein! Beides war gigantisch. Bagan war halt historisch, wogegen der Inle Lake noch immer gelebt wird und ihn deswegen eventuell noch beeindruckender macht. Am zweiten Tag mussten wir Ben und Sascha leider verabschieden, da sie sich für den Rückflug Richtung Yangon begeben mussten… Nicht ohne Adressen auszutauschen und ein Treffen in Augsburg (bei Barbara) abzumachen.

Barbara und ich nutzen den Tag noch um ein wenig die Umgebung mit dem Rad zu erkunden und einen klassischen Puppenspieler aufzusuchen, der mit seinen Puppen traditionelle Tänze vorführte. Leider waren wir die einzigen Gäste, wodurch Barbara aber gezeigt bekam, wie die Puppen gespielt werden.

Ausklingen ließen wir den Abend bei den „Four Sisters“, von denen eine mit einem deutschen verheiratet war, mit dem wir uns gut unterhalten konnten und noch einige interessante Informationen bekamen.

Am nächsten Tag begann dann unsere dreitägige Trekkingtour nach Kalaw. Zu beginn standen die meisten Höhenmeter auf dem Programm, was es gerade für Barbara, welche vor einem Jahr eine neue Hüfte bekommen hatte, nicht gerade leichter machte… Aber sie hielt spitzenmäßig durch! Das Panorama war herrlich, unser Guide super (er erklärte immer wieder in gutem Englisch Dinge, welche wir am Wegesrand sahen) und das Essen überragend. Wir hatten ja mit einfachsten Essen gerechnet, aber was uns jeden Morgen, Mittag und Abend aufgefahren wurde! Restaurantreif!!! Und mit Auswahl (Morgens: Brot, Ei und verschiedene Früchte; Mittags: Plätzchen, Kuchen, Gemüse, Nudeln; Abends: Suppe, Reis mit zwei bis drei verschiedenen Currys, Gemüsen etc, Salat und Früchte zum Nachtisch; dazu jeweils Tee und Kaffe, was hier der Tütencappuncino ist)! Und sooo viel…. 😉 Die Sonne brannte uns die ganzen drei Tage immer schön aufs Haupt. Nachts wurde es dagegen immer richtig kalt. Wo wir gerade bei Nachts sind; die erste Nacht haben wir in einem Kloster verbracht. Abends um 18:30 fingen die jungen Mönche mit dem Beten (oder soll ich besser singen sagen?!) an und hörten bis 21:00 nicht auf… Da es abends eh nicht viel zu tun gab, und die Tage doch auch anstrengend waren, gingen wir früh ins Bett und ließen uns in den Schlaf singen. Am Nächsten Morgen begann das Spielchen wieder um 5:30 😉

Die zweite Nacht haben wir bei einer Familie (Home Stay) verbracht. Die Familie hatte bereits ein Haus aus Stein, was hier nun immer häufiger zu finden ist, da es mittlerweile günstiger ist als Holzhäuser! Umgerechnet 4.000 EUR muss man für ein Haus bezahlen! Die Natürlich ohne Sanitäre Anlagen und Strom. Die Klohäuschen stehen weiterhin im Garten, und gesäubert wird sich draußen mit kaltem Wasser aus dem Brunnen…

Auf unserem Weg begegneten wir oft älteren Frauen, welche auf den Markt gingen, oder gerade vom Markt kamen… Mit „mal eben auf den Markt gehen“ ist für diese Leute aber die Strecke gemeint, welche wir an einem Tag zurücklegten!!! Häufig haben wir auch Kinder gesehen, welche Wasser holen mussten. Für den Transport hatten sie echt interessante Konstruktionen, welche ihnen das tragen erleichterten (guckt am Besten mal auf die Bilder). In den Dörfern, welche wir durchquerten sahen wir sehr viele Korbflächter. Zuerst musste der Bambus in 3 Lagen aufgespalten und danach verflochten werden. Mit den Körben werden dann die Waren auf den Markt gebracht etc. Für einen Korb erhalten die Flächter umgerechnet 1,50 EUR! Eine weitere große Einnahmequelle der Gegend ist das Chilli.

Schön war auch, dass die Kinder regelmäßig zu uns kamen. Oft fragten sie nach was zu Essen, Süßem, oder auch einfach nur nach leeren Wasserflaschen… Die Kleinen waren aber auch dankbar, wenn man kurz mit ihnen „Flugzeug“ oder „Pferd“ spielte. Da wurde sich ja mal fast wieder gekloppt, wer denn als nächstes an der Reihe sei 😉

Da es abends ja fast nichts zu tun gab, hörte ich mir das Hörbuch „Das Orangenmädchen“ an… Ich muss zugeben, dass ich dabei dann und wann einen ganz guten Kloß im Hals hatte. Aber schön wars! Genauso wie die gesamte Trekkingtour! Auf dieser trafen wir auch Jutta, welche mit ihrem eigenen Guide unterwegs war, und die seit 1996 jährlich Myanmar bereist. Für uns kam das ja alles schon ganz schön idyllisch und real rüber, doch Jutta wusste zu erzählen, wie es sich gerade in den letzten 4 Jahren doch stark verändert hat! Gerade die Jugendlichen gucken sich viel von den Touristen ab und verhalten sich immer „westlicher“… Dazu gehört die Kleidung, die Sprache, Musik und vieles mehr… Ob das nun alles schlecht ist, mag ich erstmal nicht beurteilen… Irgendwo gibt es doch immer eine Entwicklung.

Nachdem wir am dritten Tag Kalaw erreicht hatten ging es auf einer abenteuerlichen Busfahrt, welche über 3 Meter breite Straßen mit Serpentienen (Berg runter) führte, Richtung Yangon. Hier hatten wir noch genau einen Tag, bevor unser Flug zurück nach Bangkok ging… Wir waren ziemlich fertig, konnten unser Zimmer aber nicht sofort beziehen, weswegen wir ein wenig in der Gegend herumgelaufen sind und zufällig an einer Kirche vorbeikamen. Leider konnte ich dort keine Fotos schießen, da gerade eine Trauung stattfand. Die Kirche von innen war fantastisch! Ich kann sie gar nicht genau beschreiben. Das fehlen von Gold gefiehl mir jedenfalls sehr gut. Die bunten Kirchenfenster, der große Kreuzgang,… es harmonierte einfach und strahlte eine sagenhafte Ruhe aus!

Abends ging es dann noch einmal zur Shwedagon Pagode… Enorm, was 60 Tonnen Gold doch hermachen können, selbst wenn man nicht auf Gold steht! Und beleuchtet hat die ganze Anlage noch einmal eine wesentlich schönere Atmosphäre, auch wenn es von Besuchern und Gläubigen nur so wimmelt.

Bleiben noch ein paar Fragen offen: Politik, Regime und Sicherheit… Fangen wir mit der Sicherheit an. Da braucht man sich absolut null Gedanken machen. Die Bevölkerung ist so freundlich, hilfsbereit und ehrlich… Total unverdorben!

Manche wollen auch gerne mit den Ausländern über die Politik sprechen, andere haben Angst vor diesem Thema… Entweder wird man direkt angesprochen, oder man leitet das Ganze über eine Offene Frage ein wie z.B.: „Was ist ebsser? Die teurere private Fähre (Bus), oder das Government-Boot (Bus)?“ Da können die Leute dann über Politik sprechen, müssen es aber nicht… Was ich teilweise gehört habe geht grob auf folgendes hinaus: Das Regime bessert sich allmählich (Verbesserung der Lebenssituation der gesamten Bevölkerung), aber sehr sehr langsam. Das Regime selbst heimst sich die meisten Vorteile ein. So werden Recourcen des Landes auf sehr zweifelhafte Weise z.B. an die Chinesen verkauft… Gegen Hohe „Bestechungsgelder“ für das Regime, und niedrige Preise (was der Bevölkerung natürlich schadet)… Zudem wird immer noch versucht die Schulbildung auf ein Minimum herunterzuschrauben… Gebildete Leute hinterfragen schneller mal die Handlungen der Regierenden… Was jedoch die Frage nach den privaten Transportmitteln angeht, so bekam ich immer wieder zu hören: „Die privaten Boote sind so viel teurer als die Governments, da die Privaten Lizenzgebühren an das Government zahlen müssen… So verdient das Regime an den privaten Booten teilweise sogar mehr, da es hier ja den Unterhalt nicht zahlen muss… Dazu schlagen die Privaten noch ganz schön was drauf, da die meisten Touristen das Regime ja nicht unterstützen wollen und daher eh nicht ganz auf den Preis achten… Da kann man dann gerne auch die öffentlichen Transportmittel nutzen und das gesparte Geld in den Dörfern verkonsumieren… Da hat die Bevölkerung mehr von…“ Zugegeben: die privaten Transportmittel sind zwar meist auch sehr einfach, aber trotzdem „luxuriöser“ als die öffentlichen…

Um die Geschichte dann noch zu Ende zu bringen: Barbara und ich haben nach unserer Ankunft Bangkok unsicher gemacht; heißt ich habe ihr kurz gezeigt, welche Essensstände ich gut fand, wie es mit den Expressbooten funktioniert und hatten insgesamt noch einen super Tag, welcher mit meiner Abfahrt Richtung Laos endete…

Wie bereits geschrieben: Wir vier treffen uns bestimmt im Sommer mal in Augsburg 😉

 

PS: Ich werde halt faul… Fotos lade ich daher nur nach Picasa hoch… Den Link findet ihr in meiner Linkliste auf der rechten Spalte…