Ich bin in Indien angekommen. Und wie! In Bangkok bin ich zum Abschied mit einem heftigen Regenguss bedacht worden. Morgens raus und zum Flughafentaxi… Zuerst gab es ein paar Tropfen und dann kam auch schon die geballte Ladung herunter. Die Straßen standen schnell unter Wasser; so etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Und? Kaum saß ich im Taxi hörte es auf! Na Danke 😉

In Kalkutta gelandet ging es erstmal darum ein paar Rupien zu bekommen. Kein Geldautomat, sondern nur zwei Wechselstuben. Unmögliche Wechselkurse und dazu noch eine Bearbeitungsgebühr!!! Also mal nur für den Weg in die Stadt tauschen. Und der Weg mit einem geteilten Taxi war schon ein Erlebnis, obwohl es Sonntag war und der Verkehr für dortige Verhältnisse echt ruhig war. Aber was für ein Haufen an gelben Taxis, grün-gelben Motorrischkas und zusätzlich den Bussen… Ein Gehupe noch und nöcher! Und warum soll man die Spuren der Straße nutzen? Irgendwo findet sich doch immer eine Lücke in die man hineinstoßen kann um ein paar Zentimeter gut machen zu können. So schneidet man sich auch von allen Seiten. Autofahren ist hier echt ne mega Konzentrationsaufgabe!

Um ein wenig schneller voran zu kommen fuhr unser Fahrer dann durch die kleinen verwinkelten Gassen Kalkuttas. Ein richtiges Erlebnis, bei dem man sofort einen Eindruck von der Stadt bekam. Und nach den ganzen „Horrorgeschichten“ hatte ich es mir weitaus schlimmer vorgestellt, auch wenn der Gestank, der Dreck und die Armut allgegenwärtig waren. Da mein erster Plan die Sunderbans zu besuchen nicht klappte (hatte vorher schon gesehen, dass meine Wunschtour ausgebucht war), ließ ich mich zum Busbahnhof bringen um einen Nachtbus Richtung Darjeeling zu bekommen. Alles kein Problem; immerhin gibt es mehr als genug Vermittler die sich auf einen stürzen. Naschdem ich meinen großen Rucksack zur „Verwahrung“ geben konnte ging es noch ein wenig durch die Stadt. Zur Essenszeit gab es die erste Herausforderung: „Ist das scharf?“ – „Nein! Nur ein ganz wenig gewürzt…“ Jaja! Ich durfte zum Glück vorher probieren. Und nach der Probe bestellte ich meine Roll mit Gemüse mit den Worten „Less spicy“, was ein breites grinsen hervorrief.

Kalkutta machte jedenfalls einen echt „netten“ oder eher beeindruckenden Eindruck auf mich und ich freute mich schon die Stadt mit Danni genauer zu erkunden. Doch erstmal die Fahrt nach Darjeeling mit dem Nachtbus. Mir wurde nämlich kurzer Hand mitgeteilt, dass mein Sleeper-AC-Bus heute nicht fahren würde, da ich der einzige Gast gewesen wäre… Immerhin bot man mir an ein neues Ticket in einem Sleeper ohne AC zu besorgen und den Differenzbetrag zu erstatten… Es gibt Sleeper auch ohne AC? Super!!! AC ist immer richtig arktisch kalt und einfach nur dumm! Ich hatte richtig Glück! Der Bus hatte unten ganz normale Sitzreihen und darüber ein paar Liegen angebracht, welche man halt als Sleeper bestellen konnte. Und ich hatte tatsächlich eine Liege für mich alleine!!! Eine wunderbare Nacht. Die letzten 3 Stunden Fahrt musste ich dann mit einem Jeep zurücklegen… Nen Bus wäre die Bergstraßen auch nicht hoch oder herunter gekommen! Schlaglöcher ohne Ende, den Jeep bis zum letzten gefüllt (so müssen sich Sardinen in der Dose fühlen) ging es dann nach Darjeeling. Eine unbequeme aber erlebnisreiche Fahrt!

Die günstigen Guesthäuser in Darjeeling haben meist kein warmes Wasser, und auch ich konnte kein „bezahlbares“ und freies Guesthaus mit Warmwasser auftun. Dafür aber eins mit einem schönen Ausblick! Es war echt nett. Gerade der Aufenthaltsbereich und die Terrasse waren gemütlich. Die Zimmer waren leicht klamm, aber ansonsten wenigstens sauber. Was will man für umgerechnet 5 EUR erwarten? Nachts eventuell eine zusätzliche Decke, da es auf der Höhe richtig kalt wurde, sobald die Sonne verschwand! Lange Unterwäsche war da bei mir sehr willkommen!

Was kann man in Darjeeling so erleben? Darjeeling ist ja auf einer Bergkuppe gebaut und ist Terassenförmig an den Hang gebaut. Die Straßen sind eng, aber gemütlich. Immer wieder bieten sich nette Ausblicke über die Stadtteile unter einem. Der Weitblick war Anfang März leider noch stark eingeschränkt. Dunst, Nebel und auch Smog verhinderten einen noch bessren Ausblick auf die Welt des Himalaya. Aber auch so lohnten sich ausgiebige Spaziergänge. Die Märkte in den kleinen Straßen, die Läden, die Cafes und die meist wohltuende „Ruhe“. Trotzdem war es immer „busy“! Auf einem der Märkte hatte ich das Glück einen Schumacher (oder sagen wir besser Reparatur) zu finden, der einen guten Eindruck machte und mir die aufgeplatzte Naht an einem meiner Schuhe für ein paar Cents reparieren konnte. Und ich hatte mich schon mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass die Schuhe das Ende der Reise nicht mehr erleben würden… Glück braucht der Mensch! Direkt am ersten Morgen hieß es dann auch früh raus aus dem Bett! 4:00 Uhr! Fiel erstaunlich leicht, da es im Bett auch nicht besonders warm war und ein Ausflug auf den überlaufenen Tiger Hill auf dem Programm stand. Von hier hat man einen besonders schönen Ausblick auf den Sonnenaufgang. Viel besser als die aufgehende Sonne an sich war aber die Tatsache, dass sie die Berge des Himalaya in ein gold-gelbes Licht eintauchen ließ. Es war zwar nach wie vor nebelig, und die beste Jahreszeit für die Spektakel folgt erst noch, aber es war definitiv ein atemberaubender Anblick! Wegen der Wetterbedingungen aber nicht auf einem Foto festzuhalten. Dafür aber im Herzen J Da der Tiger Hill wie gesagt der absolute Top Spot für dieses Spektakel ist wurde hier auch gleich mal ein dreistöckiges Gebäude errichtet, welches aus drei großen Räumen mit ewig vielen Sesseln und Stühlen bestand. Nicht zu vergessen die großen Fensterfronten. Man fühlte sich hier wie im Kino, nur dass es statt des Films einen Sonnenaufgang gab, auf den man wartete. Super war auch, dass unser Fahrer ein Ex-Militär war, der sehr gut englisch sprechen und einiges über die Konflikte in der Region berichten konnte. Die Region strebt schon lange danach ein eigener Staat zu werden, und so gibt es regelmäßig friedliche, aber auch gewalttätige Proteste. So war zwei Wochen vor meiner Ankunft ganz Darjeeling „geschlossen“, da es einen friedlichen Streik gab und kein Geschäft (inklusive der Fahrdienste) geöffnet hatte. Als an meinem Abreisetag auch die hälfte der Geschäfte geschlossen hatte und ich die ersten Demonstrationen in der Stadt gesehen habe war ich daher richtig froh, dass ich einen Jeep gefunden habe, welcher die Stadt noch verließ 😉

Ein weiterer Höhepunkt war der Zoo, welcher die Tiere der Region zeigt. Bären und Tiger dürfen da ebenso wenig fehlen wie Leoparden. Ein Leopard ließ sich durch das Zischen einer Colaflasche dazu animieren ebenfalls herzlich zu fauchen 😉

Um noch einmal einen Sprung auf meinen Abfahrtstag zu machen. Hier bin ich mit dem Jeep nach Siligur gekommen um hier abends den Nachtbus zu nehmen. Die Wartezeit habe ich damit verbracht ein wenig herumzulaufen. Dabei haben mich drei 15-jährige aufgegabelt, die auf dem Weg zum Rummel waren und mich einluden sie zu begleiten. Ein indischer Rummel? Interessant! Klar ging ich mit, und ich muss sagen, dass ich ohne die Jungs nie dorthin gekommen wäre. Der Rummel war auf einer großen Wiese und bestand aus Verkaufsständen, Fressbuden aber auch ganz einfachen Karussells. Um ein Feeling dafür zu bekommen habe ich mich dann in eine Art Miniriesenrad getraut, welches sich ein wenig schneller gedreht hat und dadurch die Gondeln teilweise nach Aussen getragen hat… Leider hatte ich meine Kamera nicht Griffbereit, aber es war ein super Erlebnis! Nur darf man sich die Karussells nicht wie in Deutschland vorstellen. Angetrieben wurde das Riesenrad über etliche Riemen und Walzen, welche von einem Treckermotor in Schwung gebracht wurden. Ich hoffe das ich noch einmal einen Rummel sehen werde, und verspreche dann mal Fotos zu schießen!

Insgesamt muss man sagen, dass die von mir gewählte Reisezeit ein wenig zu früh für Darjeeling war (vor allem wegen der Sichtverhältnisse). Dadurch war es aber touristisch noch nicht zu sehr überlaufen… Es war ein guter Einstieg in Indien, da ich vieles interessante gesehen habe, ein wenig bei Spaziergängen die Ruhe genießen konnte und der Hektik der Stadt zunächst entfliehen konnte. Das einfache Leben in Indien konnte ich dafür umso mehr mitbekommen, ohne dass es jedoch ein Schock gewesen wäre!

Die Geschichte mit der indischen Botschaft in Laos ist jedenfalls schon in weite Ferne gerückt, und ich denke, dass ich die restliche Zeit meiner Reise in Indien verbringen werde…