Ja, es geht immer weiter! Das Ziel (oder viel mehr das Ende) kommt immer weiter in Sichtweite, und trotzdem ist auf der verbleibenden Strecke noch einiges zu erleben.

Von Jaisalmer ging es mit dem Nachtzug weiter Richtung Jaipur. Dafür hatte ich mir mal die günstigste Schlafwagenklasse reserviert, damit ich mal den Unterschied zwischen ganz Nobel und ganz Unten vergleichen kann. In meinem Schlafwagen gab es keine Klimaanlage, sondern lediglich Ventilatoren. Die Abteile waren in keiner Weise von einander abgetrennt. So waren dann jeweils drei Schlafliegen übereinander angebracht. Ich hatte zum Glück eine der Obersten. Glück, weil „tagsüber“ die mittlere Liege immer hochgeklappt wird (somit nicht zu benutzen und sich alle auf die unterste Liege setzen. Ob es einem passt, oder nicht! Meine Liege war mein Reich, und ich konnte mich hinlegen, wann immer ich wollte! Nur mit dem Gepäck war es so ne Sache für sich. Ich wollte es nicht auf den Boden stellen, Gepäckablagen gab es nicht, und so mussten meine beiden Rucksäcke schön mit auf der Liege Platz finden. Erstaunlicher Weise ging das auch irgendwie, solange ich meine Beine anwinkelte. Die Nacht hätte aber schlechter ausfallen können.

In Jaipur hatte ich nichts besonderes, was ich mir ansehen wollte. Der alte Teil der Stadt innerhalb der Stadtmauern sollte ganz interessant sein, und so machte ich mich auf diesen Teil zu erkunden. Auf dem Weg kam ich an einer „Edelmeile“ der Shoppingscene vorbei. Lacoste, Levis, Adidas,… Alles da! Und das in Läden die von Aussen alles andere als nett aussahen. Indien halt. Wenigstens gab es so etwas wie Bürgersteige, welche sogar größten Teils ihrem Zweck überlassen wurden. Und: Was soll ich sagen? Ich war ja schon früh auf den Beinen, und nutzte die Gunst, dass ich die kühlere Zeit des Tages nutzen konnte. Ausser mir war aber niemand auf den Gedanken gekommen. Vor und innerhalb der Stadtmauern fing es gegen 10:00 Uhr mal an etwas belebt zu werden. Die ersten Shops eröffneten und priesen dem Touri ihre Waren an. Das aber auf eine noch nette Art und Weise. Und ein „No“ wird hier sogar verstanden. Auch der Verkehr war erträglicher als zuvor, und so war es ein netter Stadtspaziergang ohne irgendwelche Höhepunkte. Am Nachmittag begab ich mich dann zur Erholung ins Hotel. Mein Magen hatte angefangen sich ein wenig zu melden und ungemütliche Stimmung zu vertreiben. Typisch Indien, was? Und das, obwohl ich mich doch schon fast nur in der Restaurantscene aufgehalten hatte! Naja… es geht weiter.

Am nächsten Tag bei der Bank war es dann lustig zu sehen, dass gleich 3 Leute mega beschäftigt waren um Reiseschecks für mich einzulösen. 300 USD! Da muss dann auch der Chef zusätzlich ran 😉 Für mich gab es aber netter Weise eine Chai. Insgesamt war Jaipur bei weitem nicht so anstrengend wie z.B. Udaipur.

Weiter ging es für mich Richtung Agra. Aber nicht direkt. Auf dem Weg lagen zwei weitere Stationen, welche ich mir noch gerne ansehen wollte. Die erste lag 1 ½ Stunden vor Agra in Bharatpur. Hier ist der Keoladeo Ghana Notionalpark zu finden. Ein Vogelschutzgebiet, welches zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Anfang April ist zwar eher das Ende der Saison, und die Zugvögel sind nicht mehr so massig vorzufinden, dafür aber eine ganze Menge einheimischer Vögel. Wie der Kingfisher (Eisvogel) zum Beispiel. Und: Touristen sind auch keine mehr da. Am ersten Tag stand ein Stadtspaziergang auf dem Programm, bei dem ich nicht einen Touristen getroffen habe. Und in meinem Guesthouse war ich ebenfalls alleine. Daher musste ich meine Gerichte im Voraus auswählen. Die Zutaten wurden dafür dann frisch gekauft! Auch sonst war die Familie sehr nett. So wurde ich dann auch mal zu dem Hotelneubau mitgenommen. Mein erstes Erlebnis von 4 Mann auf einem Roller; Und Jens mittendrin! Ich sage euch: Noch ein paar Tage mehr in Asien, und ich mache zu Hause noch meinen Führerschein 😉

Um mal wieder die kühleren Stunden des Tages auszunutzen, ging es am nächsten Morgen ziemlich pünktlich in Richtung Nationalpark. Dort konnte ich mir nen Fahrrad leihen und für die ersten zwei Stunden gleich nen Führer organisieren. So ging es los, und es gab einiges zu sehen. Da gerade Trockenzeit war, waren große Teile des Parks ebenfalls trocken. Ein netter Platz für Füchse, Hyienen und Antilopen. Und das wundersame?! Die Tiere laufen hier frei rum (total ungewöhnlich, was?!) und die Besucher dürfen hier alleine (ohne Führer, Guide etc) los. Da gab es wohl auch schon mal Zwischenfälle… Naja… Nach zwei Stunden mit meinem Führer rauchte mir jedoch der Kopf vor lauter Vogelnamen, welche ich eh sofort wieder vergaß. Aber jetzt konnte ich alleine los. Von der Hauptstraße führten immer wieder „Expeditionswege“ ab, welche arg empfohlen wurden. Eigentlich auch kein Problem, wenn die Wege vernünftig ausgeschildert gewesen wären. Aber vergessen wir das vernünftig! Sie waren gar nicht ausgeschildert! Und immer wieder gingen Links und Rechst Wege ab, welche in der ausgegebenen Karte nicht eingezeichnet waren. Mit anderen Worten war eine Orientierung nicht möglich, so dass ich dann auch mal 2 ½ Stunden ohne eine Ahnung mit dem Rad durch den Park war. Da gab es echt nette Vögel zu sehen! Aber ein unheimliches Gefühl fuhr trotzdem ständig mit, und ich war froh, als ich die Hauptstraße wieder fand! Am frühen Nachmittag wurde es dann nicht nur mir, sondern auch den Vögeln zu heiß. Die Vögel verkrochen sich, und ich erholte mich im Guesthouse, da mein Magen noch immer angeschlagen war. Bharatpur war jedenfalls eine letztlich erholsame Zwischenstation J

Weiter nach Fathepur Sikri, was ca 1 Stunde vor Agra liegt und ebenfalls schöne Paläste aufweisen soll, welche nicht ganz so überlaufen sind. Was den Andrang europäischer Touristen betrifft, hatte der Planet recht. Da war ich mal wieder fast alleine. Aber dafür eine ganze Menge Inder. In den kleinen Straßen der Stadt war mal wieder Himmel und Hölle los, und die unangenehme Stimmung kam schon in mir hoch! An der Moschee angekommen meinet ein junger Inder dann auch gleich, dass er mich begleiten müsse, da Touristen alleine keinen Zutritt hätten. Er würde aber von der Moschee bezahlt. Die ganze Zeit herumgeführt werden war nicht meins, vor allem weil ich von einem Souvenierstand zum Anderen geleitet wurde. Und natürlich an die Stellen, wo man für die Bedürftigen spendet! Ich versuchte das Ganze so schnell wie möglich hinter mich zu bringen um in die Palastanlage zu flüchten. Diese durfte ich auch glatt alleine betreten. Aber bei mir kam irgendwie nicht mehr die richtige Stimmung auf. Mag sein, dass es an dem vorher erlebten lag, oder an meinem weiterhin flauhen Magen… Wohl eher eine Kombination aus beidem. Die Anlage war nett, aber ich hatte ja auch schon einige gesehen, so dass es für mich nur eine weitere Palastanlage war, welche ich nach 3 Stunden vollends erkundet hatte. Also die heißen Stunden mal wieder im Guesthouse verbringen. Gut, dass Ingo mir einige Filme auf mein Netbook gespielt hatte! Den Sonnenuntergang verbrachte ich noch einmal im Palast. Die Sonne selbst war unspektakulär, aber der Sandstein hatte in der Abendsonne eine sehr warme Farbgestaltung, so dass sich der zweite Besuch definitiv noch einmal gelohnt hatte! Zum Abschluss des Tages wollte ich dann nur noch mal schnell ins Internet… Das ganze Örtchen hatte kein auffindbares Internetcafe! Und auch auf Nachfrage hin, konnte man mir nicht helfen. Dafür wollte man mir aber immer gerne Sachen zu weit überhöhten Preisen verkaufen. Und das sogar bei verpackten Lebensmitteln, welchen ein Mindestpreis aufgedruckt ist, welcher an den meisten Stellen auch nur gezahlt wird. Diesen gleich mal verdoppeln zu wollen ist schon dreist!!! Und gerade die Jugendlichen finden gefallen daran, Touristen übers Ohr hauen zu wollen. Sie fühlen sich Neunmalklug und können nur als halbstark bezeichnet werden. Darüber lasse ich mich eventuell an anderer Stelle noch einmal genauer aus. Hier reicht es, dass ich gerade die Jugendlichen an den „Touristenorten“ echt gefressen habe und mittlerweile schon fast aggressiv reagiere 😉

Und drei mal dürft ihr meine nächste Station erraten. Na klar: Agra! Ich denke wer in Indien war, aber das Taj Mahal nicht gesehen hat, der war nicht wirklich in Indien. Und genau deswegen habe auch ich mich in die Höhle des Löwen begeben. In Agra sollen die Schlepper, Verkäufer, Guides etc. nämlich besonders schlimm sein. Somit habe ich mich auf das Übelste eingestellt. Mein Rikschafahrer versuchte dann auch gleich zwei Mal mir ein anderes Hotel aufschwatzen zu wollen, merkte dann aber, dass ich kurz davor war ohne Bezahlung auszusteigen und brachte mich dann doch noch zum gewünschten Guesthouse. Nicht gerade super günstig, aber schön aufgemacht. Nicht wirklich was die Zimmer betrifft, aber der Innenhof war schon schön entspannend! Blumen, Licht und weitaus weniger Lärm als auf der Straße! Den angefangenen Tag nutzte ich für einen Spaziergang durch die Stadt. Dabei kam ich Richtung Fort Agra. Aber nachdem hier 300 Rupies Eintritt verlangt wurden, entschied ich mich gegen einen Besuch. Ist doch auch nur wieder ein anderes Fort. Auf den Straßen wurde man in der Tat regelmäßig angesprochen. Jedoch nicht von Guides, Rikschafahrern oder Shopbesitzern, sondern fast ausschließlich von Kindern. Das fing bei den ganz jungen an, welche zudem teilweise wirklich arm aussahen, bis hin zu 14-jährigen Kids, welche in (gefälschten) Markenklamotten rumliefen. Alle wollten „Money!!“, oder „Schoolpens!“… Und das in einem echt fordernden Ton, der es mir sehr einfach machte wegzuhören und meinen Weg unbeirrt fortzusetzen. Insgesamt muss man aber festhalten, dass die Stadt an sich nicht viel zu bieten hat.

Richtig beeindruckend wurde es dann am nächsten morgen. Mein Ziel war natürlich das Taj Mahal. 750 Rupies (60 Rupies = 1 EUR) wollen die an Eintritt haben! Wobei die es wie folgt ausdrücken; der Eintritt beträgt lediglich 250 Rupies, die restlichen 500 Rupies sind Steuern und Gebührenabgaben 😉 Aber bei so einem Gebäude lässt man sich auch nicht mehr vom Preis abhalten. Noch schnell 2 echt aggressive, jugendliche Guides abgewimmelt, und los ging es. Zunächst durch eine Sicherheitsschleuse, in der wirklich mal der Inhalt meines Rucksacks in Augenschein genommen wurde. So kam ich auf den „Vorhof“, von dort aus zum Mitteltor und auf dem halben Weg durch das Mitteltor hindurch kam es ins komplette Blickfeld: Das Taj Mahal! Ein Eindruck, auf den man sich eigentlich nicht vorbereiten kann. Man hat viele Bilder gesehen, hat Berichte gehört…; dann ist man selbst da, und es haut einen um! Der weiße Koloss in der Mitte umrahmt von vier zierlich, aber hoch anmutenden Türmen. Davor ein Park, der einen aber zunächst ziemlich kalt lässt. Fast magisch wird man in einem Automatismus Richtung Taj gezogen und er erscheint von Schritt zu Schritt größer, mächtiger und imposanter! Bis man dann kurz davor steht und ne Genickstarre bekommt 😉

Das ist der Moment, in dem man wieder aufwacht und sich wieder ein wenig entfernt, sich um das Gebäude herumbewegt um es aus den verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die magische Wirkung geht jedoch nicht verloren. Um letztlich in das Innere des Taj zu kommen, muss man entweder seine Schuhe ausziehen, oder die Schuhkondome nutzen. Die fein gearbeiteten Bemalungen und Verzierungen sind zwar nicht schlecht, fingen mich aber nicht mehr ganz so ein wie das Gebäude an sich. Auch das innere des Taj Mahal war für mich eher sekundär. Typisch nur: Überall waren große Schilder, dass fotografieren im Inneren strengstens verboten sei! Und was machen alle Inder um einen herum? Ein Blitzlichtgewitter, welches die Welt noch nicht gesehen hat! J

Danach war ich dann auch bereit mir den Park ein wenig näher anzusehen. Eine toll angelegte Anlage. Alles führt einen zum Taj hin. Es gibt ewig lange Wasserbecken mit Springbrunnen. Leider waren viele der Becken leer. Mein Fazit jedenfalls: Das Taj Mahal ist einen Besuch mehr als wert! Mit einer positiven Gesamtstimmung (und einem wesentlich stabileren Magen) konnte ich meine Reise mittlerweile fortsetzen. Nur hat mich meine nächste Station so begeistert, dass es diesen Bericht ein wenig sprengen würde… Mehr also in den nächsten Tagen.

Fotos stelle ich mal wieder bei Picasa ein. Aber macht euch nicht so große Hoffnung: Vom Taj habe ich keine Foto hinbekommen, was auch nur annähernd die Einzigartigkeit widerspiegeln kann… Sorry!