Wie ich bereits im Letzten Bericht angedeutet habe, haben mir die Stationen nach Agra noch besser gefallen. Fangen wir doch einfach damit an, dass ich eine sehr rasante Busfahrt nach Delhi hatte. Der Volvo Luxus Bus hatte so viele PS, dass selbst die normalen PKW keine Chance hatten. Und so trainierte der Fahrer mal schön das Slalomfahren.

In Delhi angekommen musste ich leider die Busstation wechseln. Der Rikschafahrer rief dafür lediglich 20 Rupies aus! Eine lange Fahrt später sollten es dann auf einmal 200 sein… Aber er hatte weitaus mehr Probleme die „twenty“ auch nur annähernd wie „twohundret“ auszusprechen als der Vietnamese damals bei seinem Versuch mit diesem Trick; dafür grinste mein junger Inder aber noch ganz cool und frech… Er guckte jedoch ziemlich schnell dumm aus der Wäsche als ich ihm 30 Rupien (20 für die Fahrt und 10 Trinkgeld, welches ich dummer Weise bereits vorher schon rausgesucht hatte) in die Hand drückte, ihm versicherte, dass dies mehr als der ausgemachte Preis sei und verschwand. So hatte ich eine richtig günstige Fahrt! 😉 Die weitere Fahrt erfolgte dann wieder mit einem Localbus. Nicht besonders bequem, dafür interessant und günstig. Ziel war Chandigarh, eine Stadt, welche am Reißbrett geplant wurde. Diese Stadt hat nun so gar nichts mit Indien gemein. Sie ist strukturiert, sauber und mit einer guten Infrastruktur versehen. Es liegt viel weniger Müll am Straßenrand, die Straßenränder dienen nicht gleichzeitig als Toilette und auch die unangenehmen Gerüche sind nicht wirklich vorhanden. Dafür ist sie aber auch teuer! Naja: Für zwei Tage kann man sich das mal leisten! Die Stadt ist jedenfalls ich Rechtecke aufgeteilt, welche die Sektoren bilden. Jeder Sektor hat seine eigene Infrastruktur mit Schulen, Krankenhäusern, Shops,… Die Straßen sind gut ausgebaut und geteert! Es gibt Kreisverkehre, welche teilweise sogar durch Brunnen verschönert werden. Insgesamt ist die Stadt sehr grün, da es viele kleinere und größere Parkanlagen gibt. Immer wieder findet sich ein Kunstwerk am Wegesrand. Dafür sucht man vergeblich nach Kühen! Wie ich schon sagte: So gar nicht Indien. Am meisten hat mich der Rock Garden beeindruckt. Ein Straßenaufseher hatte während des Aufbaus der Stadt damit begonnen im Geheimen den Müll zu kleinen Kunstwerken zu verarbeiten und diese in einem etwas abgelegenen Teil zu „sammeln“. 15 Jahre später wurden diese Kunstwerke entdeckt. Statt sie zu vernichten wurden dem Künstler Mitarbeiter zur Verfügung gestellt und er konnte seine Arbeit offiziell fortsetzen. Entstanden ist ein riesiger Park, der noch heute immer zu erweitert wird. In dem Park kommt man sich vor wie in einem Labyrinth. Zum Glück sind viele Wege einfach durch Tonnen versperrt, so dass man letztlich doch noch gut durch den Park geleitet wird. Immer wieder geht man durch Schluchten. Geht bergauf oder bergab… Dann tut sich auf einmal ein Wasserfall auf, oder man muss durch kleine, enge Wege bzw Tore… Die Wände sind mit Mosaiken verfeinert. Überall stehen Figuren… Es erinnerte mich sehr stark an Gaudi!!! Sehr farbenfroh und modern… Und dass Ganze ist wie gesagt aus Müll entstanden. Daher sagt man auch, dass dies das größte Recycling-Projekt in Indien ist. Und nach dem Taj Mahal das meistbesuchte Gelände in Indien. Gut, dass ich so früh da war. Auf meinem Rückweg begegneten mir ewig viele Schulklassen. Aber keine westlichen Touristen. Ebenso in der Stadt war vom Tourismus wenig zu sehen.

Bei meinem Versuch den künstlich angelegten See zu umrunden musste ich aber wieder einmal feststellen, dass die Inder zumeist lauffaul sind. Der befestigte Weg ging nur um den halben See. Die andere halbe Strecke führte durch einen Wald. Leider ging der Weg nicht am Wasser entlang…und wurde auf einmal von ein paar Wildschweinen blockiert. Die hatten wohl genauso viel Respekt vor mir, wie ich vor ihnen. So einigten wir uns darauf, dass jeder in die Richtung zurückging, aus der er kam… Also nichts mit der Umrundung!

Chandigrah hat mich jedenfalls total begeistert! Wie gesagt: Saubere und moderne Stadt, und dann auch noch Einflüsse, welche an Gaudi erinnern lassen. Was will man mehr???

Mit dem Nachtbus ging es dann weiter nach Manali. Nen Deluxe-Bus hätte man sich zwar eigentlich anders vorgestellt, aber dafür war der Bus so gut wie leer, so dass wir alle einige Sitze für uns hatten und uns zum Schlafen gut breit machen konnten. Wäre die Stoßdämpfung noch ein wenig besser gewesen (oder hätte die Straße weniger Schlaglöcher gehabt), so wäre es nicht nur eine angenehme Fahrt, sondern eine fantastische Fahrt geworden. Im Bus habe ich jedenfalls Jerome kennengelernt. Jerome ist ein dreizehnjähriger Inder, welcher mit seiner deutschen Mutter in Manali lebt. Daher konnte Jerome deutsch und konnte mir schon einiges über Manali erzählen und bot sich netter Weise an, am Samstag eine Tour mit mir zu machen. „Wenn das Wetter es zulässt…“

In Manali angekommen hieß es für mich erstmal in mein reserviertes Guesthouse zu ziehen. Schön ruhig gelegen, schöne Zimmer und nen super Gastvater! Das angeschlossene Restaurant war zwar nicht ganz günstig, aber echt empfehlenswert! Ich weiß gar nicht, wie viele frische Pfefferminztee ich getrunken habe. Manali ist jedenfalls ein kleines Bergdorf. Klare, frische Luft, ein herrlicher Ausblick auf die teilweise noch schneebedeckten Berge,… und einiges kälter als meine Tage zuvor. Solange die Sonne ihre Energie niederbrachte war ja alles super! Am Nachmittag verschwand diese nur, und der Regen kam auf und es wurde „sibirisch“ kalt. Um die 10 Grad waren es dann nur noch! Da kam der erwähnte Pfefferminztee gerade richtig! Und da die Zimmer keine Heizung hatten hieß es abends schön warm duschen, schnell dick einpacken und ins Bett kuscheln. Dabei habe ich mir dann noch den Film „Polarexpress“ reingezogen und die gemütliche, ja fast winterliche Stimmung, war perfekt. Am nächsten Tag wollte ich mein Glück in Salong versuchen. Aber der Schnee war nicht so gut, als dass mich Skifahren hätte reizen können. Zudem wäre es ein Anfängerrutschhügel gewesen, den man auch noch zu Fuß hätte wieder erklimmen müssen. Zorbing auf dem Nebenhügel sparte ich mir auch, da dies wohl eher ne Schlammschlacht als ein Erlebnis geworden wäre. So richtig Schade war aber eigentlich nur, dass beim Paragliden keine „Highflights“ angeboten wurden. Der Wind war einfach zu unberechenbar, und so ging hier (richtiger und glücklicher Weise) Sicherheit vor Profit. Das kannte ich aus Indien auch noch nicht! Und auf den kleinen Flug am Hang entlang (keine 2 Minuten) hatte ich nun auch keine Lust. Aber: Immerhin ging eine Gondel den Berg weiter hinauf. Ganze 400 Rupies wollten die dafür! Viel zu teuer, aber ich war neugierig! Oben angekommen waren weitere Schneemassen zu sehen. Unpräpariert! Dafür waren aber einige Inder zu sehen, welche sich unten mit Schneeanzügen versorgt hatten und nun im Schnee spielten. Lustig anzusehen wie die Inder auf den Schnee zustürmten. Total euphorisch, aber trotzdem mit einigem Respekt. Als der westliche Tourist dann auftauchte flogen die ersten Schneebälle und ein Lächeln hinterher! Eine Schneeballschlacht! J Danach musste ich für mich dann meinen Schneemann der Saison bauen. Und natürlich mussten sich der Schneemann und meine Wenigkeit mit jedem Inder ablichten lassen. Auch wenn 400 Rupies sehr übertrieben waren, so hatte ich trotzdem schöne Stunden in Solang. Und dazu die Bergluft, die Ruhe und das Panorama… HERRLICH! Und das trotz der ganzen „negativen“ Punkte, welche hier Erwähnung gefunden haben 😉 Am Samstag ging es dann mit Jerome, einem Freund und dessen Schwester los zum großen Felsen. Zwar musste ich die für Indien typische halbe Stunde am Treffpunkt warten, dafür waren die drei aber gut ausgerüstet. Nudelsuppe, nen Topf und frisches Wasser im Gepäck und es ging los. Immer mal den Berg rauf. Cross Country natürlich. Aber dafür hat man ja Local Guides 😉 Die ohnehin schon vorhandene Stille nahm mit jedem Meter bergauf weiter zu. Wir trafen nur ein paar Einheimische, die in den Wäldern Holz sammelten und auf dem Rücken nach unten trugen… Und die Aussicht vom großen Felsen. Sehenswert! Ganz genau der richtige Ort um ein kleines Lagerfeuer zu machen und die Nudelsuppe zu genießen. Nach einer ausgiebigen Pause ging es dann zurück. Die Eltern von Jeromes Freund waren sehr freundlich und sehr interessiert. Dank eines sehr guten Englisch der Mutter konnten wir uns einiges unterhalten und dabei im Garten die Sonne genießen, bevor es dann zum Abschluss Kuchen und heiße Schokolade in der „German Bakery“ gab. Nen Lohn für das guiden musste ja schließlich sein! Ein weiterer gelungener Tag in Manali. Die Atmosphäre dort war einfach so ruhig, entspannend und friedlich, dass ich mich dann wirklich rausreißen musste um nicht den Rest meines Indienaufenthalts hier zu verbringen. Ach ja: So langsam sagen meine Schuhe dann auch, dass es Zeit für die Rückkehr wird. Auch am zweiten Schuh löste sich eine Naht, die die hiesigen Schuhputzer (und Flicker) wieder nähen konnten… Trotz allem: Auflösungserscheinungen machen sich bemerkbar! Die letzten Tage werden sie aber hoffentlich noch überstehen, bevor sie dann gerne ihren Dienst quittieren können…

So: Ein etwas „kürzerer“ Bericht von Tagen, die mich mehr als fasziniert haben! Aber dass kann man teilweise gar nicht so gut festhalten. Zumindest nicht schriftlich! Aber die Eindrücke werden mir lange in Erinnerung bleiben!!

 

PS: Mit den Fotos auf Picasa ist alles wie gehabt….